Gesundheitsschäden durch Verhaltensstörungen
Essstörungen erkennen und erfolgreich behandeln
Essstörungen sind Verhaltensstörungen, die meist zu ernsthaften und langfristigen Gesundheitsschäden führen. Wesentlich ist die ständige gedankliche und emotionale Beschäftigung mit dem Thema Essen und ein problematisches Essverhalten. Sie betrifft die Nahrungsaufnahme oder deren Verweigerung und hängt mit psychosozialen Einflussfaktoren zusammen.

Es ist bekannt, dass bei allen Essstörungen ein geringes Selbstwertgefühl, erhöhter Perfektionismus und eine negative Einstellung zum eigenen Körper besteht. Betroffene Menschen sind darüber hinaus sehr hartnäckig in der Krankheitsverleugnung. Frauen sind immer noch deutlich häufiger betroffen als Männer, aber zunehmend folgen auch Jungen und junge Männer.
Essstörungen treten in unterschiedlichen Formen auf. Neben den drei Krankheitsbildern Magersucht (Anorexie), Ess-Brech-Sucht (Bulimie) und Esssucht (Binge Eating) gibt es auch atypische Verläufe der Krankheit. Auch Übergänge von einer Essstörung zur anderen kommen häufig vor. Magersüchtige können bulimisch werden und auch umgekehrt. Aus diesem Grund sind alle drei Erscheinungsformen oft nicht eindeutig zu trennen, sondern können teilweise miteinander verknüpft sein. Außerdem finden sich psychogene Störungen oft in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen. So sind Störungen wie Depressionen und Suchterkrankungen durch Alkohol oder Drogen ebenso Symptome wie Angststörungen und Zwangsstörungen. Auch das andauernde Verhaltens- und Erlebnismuster, das deutlich tief greifend und inflexibel von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht ist als Persönlichkeitsstörung ein weiterer Hinweis. Nicht selten können auch Suizidgedanken oder der Suizidwunsch vorliegen und Ausdruck von großer Belastung sein.
Magersucht (Anorexie)

Magersucht ist eine Erkrankung, meistens von Mädchen oder jungen Frauen, bei denen das Selbstbild und Körperempfinden gestört ist. Auch wenn die Magersüchtigen bereits extrem ausgezehrt sind, erleben sie ihren Körper als unakzeptabel dick und haben vor jeder Gewichtszunahme panische Furcht. Ihren Körper verstecken sie unter weiter Kleidung, weil sie auch ständig frieren. Trotz ihrer Auszehrung sind sie sehr ehrgeizig, leistungsfähig und sportlich aktiv - auch dann noch, wenn sie krank oder extrem müde sind.
Häufig ist eine Diät der Einstieg zu einer ersten, verhängnisvollen Hungererfahrung. Die Mädchen - selten Jungen - fühlen sich, da sie ihren Hunger aushalten können, ihrer „essenden“ Umwelt überlegen. Zudem erhalten sie meist viel Aufmerksamkeit, zunächst als Lob, später als Sorge. Anfänglich erleben sie eine regelrechte Euphorie, die erst später in Apathie umschlägt.
Ess-Brech-Sucht (Bulimie)
Eine Bulimie ist durch wiederholte Attacken von Heißhunger (Fressattacken), gefolgt von selbst herbeigeführtem Erbrechen, Hungern, exzessiver Sport, die Einnahme von Abführmitteln, Entwässerungstabletten oder auch Appetitzüglern gekennzeichnet. Die Betroffenen beschäftigen sich fast ununterbrochen mit allem, was in Verbindung mit Essen steht: Körpergewicht, Kalorien, Diät oder ihrer Figur.
Ess-Brech-Süchtige sind meist normalgewichtig. Die bei den Fressattacken aufgenommenen Kalorien sollen meist zunächst, durch übertriebene Diäten „eingespart“ werden. Die Diätpläne sind aber zumeist zu rigoros und dadurch nicht einzuhalten. Schließlich meinen die Betroffenen, einen Ausweg gefunden zu haben, erbrechen nach den Mahlzeiten oder nehmen Abführmittel.
Beides bringt eine Fülle negativer Empfindungen mit sich, wie Selbstekel, Schuld- und Schamgefühle und den Glauben, „pervers“ zu sein. Aus Furcht vor Entdeckung und aus dem Gefühl heraus, nicht liebenswert zu sein, isolieren sich die Betroffenen von anderen. Die Ess-Brech-Anfälle finden heimlich statt. Anders als Magersüchtige, die ihre Erkrankung lange auch vor sich selber leugnen, stehen Ess-Brech-Süchtige von Anfang an unter großem Leidensdruck bis hin zur Selbsttötungsgefährdung.
Esssucht (Binge-Eating)
Wie bei der Bulimie äußert sich die Esssucht durch wiederholte Heißhungerattacken und Fressanfälle. Essanfälle dienen regelmäßig der Kompensation negativer Gefühle bzw. unerfüllter Bedürfnisse. Die Betroffenen verschlingen zwanghaft und unkontrolliert in kurzer Zeit große Mengen an Lebensmitteln. Da keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden, sind Esssüchtige - zum Teil stark - übergewichtig.
Übergewichtige, die an einer Esssucht leiden, träumen davon, schlank zu sein, werden jedoch immer wieder von Heißhungerattacken überwältigt. Manche essen auch mehr oder weniger ständig, häufig ohne dies noch bewusst wahrzunehmen. Typisch ist eine große Bewegungsunlust, weil der eigene Körper abgelehnt wird und die Angst groß ist, sich lächerlich zu machen. Hänseleien bewirken, dass Essen zum Trostspender wird. Fressanfälle werden meist durch psychosozialen Stress ausgelöst.
Quelle: Barmer

Info
Typische Syptome für Essstorungen
Essstörungen sind heimliche Störungen. Sie bleiben oft lange unbemerkt, v.a. wenn sie nicht mit massiven Gewichtsveränderungen einhergehen. Wenn allerdings folgende Auffälligkeiten hinzukommen, ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten:
- Unzufriedenheit mit der Figur und eventuelle Diätwünsche.
- Verstärkte Beschäftigung mit den Themen Essen und Figur.
- Rückzug aus Freundschaften und gemeinsamen Unternehmungen.
- Anhaltende Unruhe, Aggressivität, Konzentrationsschwäche, Unlust
- Übersteigerte (sportliche) Aktivität.