Mythen und Wahrheiten rund um den Alkohol

Falsche Einschätzungen bei der Wirkungsweise von Alkohol

Schon seit Jahrhunderten genießt Alkohol einen festen Platz in unserer Gesellschaft. Denn dem Rauschmittel werden viele vermeintlich positive Eigenschaften nachgesagt. Ob als Heilmittel, zur Desinfektion oder um die Stimmung aufzulockern. Doch ob Alkohol nun wirklich die verschiedenen Wirkungen auf den Körper hat, ist zweifelhaft und kann in vielen Fällen dementiert werden.

Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) hat sich die Wirkung näher angesehen und klärt die bekanntesten Mythen rund um den Alkohol auf.

Innerer Warmhalter

Eine weitverbreitete Annahme ist, dass der Alkohol dich wärmt, wenn es dir kalt ist. Tatsächlich weitet Alkohol die Blutgefäße und der Körper wird stärker durchblutet. Das kann dann ein Gefühl der Wärme auslösen. Die natürliche Reaktion bei Kälte ist aber genau gegenteilig: die Blutgefäße verengen sich, um möglichst wenig Wärme abzugeben. Alkohol unterdrückt also das Kältegefühl, sorgt aber in Wirklichkeit dafür, dass man schneller auskühlt, was im Extremfall dazu führen kann, dass Betrunkene, die in der Kälte einschlafen, erfrieren.

Warmes Bier bei Erkältung

Dem Alkohol wird eine antibakterielle Wirkung nachgesagt, so dass warmes Bier als altbekanntes Hausmittel gegen Erkältung benutzt wird. Der im Bier enthaltene Hopfen soll beruhigend wirken und findet auch in speziellen Teesorten seine Anwendung. Tatsächlich ist von der gesunden Wirkung des Hopfens im Bier aber nicht mehr viel übrig. Stattdessen entzieht Alkohol dem Körper Flüssigkeit und schwächt das Immunsystem.

Insbesondere bei der Einnahme von Medikamenten wie zum Beispiel Antibiotika, sollte man ganz auf Alkohol verzichten, da es zu Wechselwirkungen kommen kann.

Schnaps zur Verdauung

Nach schwerem und fettigem Essen entsteht oft ein unangenehmes Gefühl. Hier soll ein Schnaps dazu beitragen, die Verdauung anzuregen. Das alkoholische Getränk bewirkt aber genau das Gegenteil. Zwar fühlt man sich kurzzeitig besser, da sich die Muskulatur des Magens entspannt. Doch gleichzeitig verlangsamt Alkohol die Verdauung und die Mahlzeit verbleibt deutlich länger im Magen, als sie es ohne Alkohol tun würde.

Bier gegen den Kater

Wer am Abend zuvor zu viel getrunken hat, fühlt sich am Morgen danach in der Regel nicht wohl. Nach einer durchzechten Nacht soll ein sogenanntes Konterbier gegen die unangenehmen Folgen am Morgen helfen. Dieser Mythos stammt wohl aus der Schlussfolgerung, dass man nichts von dem sich anbahnenden Kater spürt, solange man noch betrunken ist. Dieser wird einen aber früher oder später aber einholen.

Hier ist der Versuch sinnvoller, mit viel Wasser, frischer Luft und kohlehydratreicher Mahlzeit den Beschwerden entgegenzuwirken. Die Kohlehydrate werden benötigt, weil die Leber mit dem Abbau von Alkohol beschäftigt ist. Dadurch werden die Produktion von Glukose und deren Abgabe gehemmt, wobei sich weniger Zucker im Blut befindet und zu einer Unterzuckerung führen kann.

Das Einzige, was wirklich gegen den Kater am nächsten Tag hilft, ist der Verzicht von Alkohol oder diesen in Maßen zu trinken.

Alkohol als Einschlafhilfe

Alkohol in geringer Menge als Hilfe zum Einschlafen einzunehmen, ist ebenfalls nicht ratsam. Denn das gilt nur für die erste Hälfte der Nacht. Danach wird der Schlaf beweiskräftig unruhiger und leichter. Dazu führt der Alkohol zu einem verstärkten Harndrang, der den Schlaf durch einen Gang zur Toilette unterbrechen kann. Eine erholsame Nacht ist da auch nicht mehr realistisch. Außerdem besteht auch die Gefahr, dass man sich daran gewöhnt, abends zum Einschlafen etwas Alkohol zu sich zu nehmen. Da ist es wesentlich vorteilhafter ein entspanntes Bad zunehmen oder einen Tee mit Hopfen und Lavendel oder Melisse vor dem Einschlafen zu trinken.

Quelle: AOK

Unwahrheiten

Wer vor dem Trinken fettig isst, verträgt mehr:

Fettiges Essen verlangsamt die Aufnahme von Alkohol in den Organismus. Verhindern kann es sie aber nicht. Deshalb macht es zwar Sinn, vor dem Ausgehen gut zu essen, doch mehr trinken sollte man deshalb aber nicht.

Wer alles durcheinander trinkt, wird schneller betrunken:

Es ist egal, in welcher Reihenfolge man Alkohol zu sich nimmt, denn es kommt allein auf die Menge an. Zwei Shots Vodka und ein großes Bier haben etwa die gleiche Menge Alkohol. Wie und in welcher Reihenfolge man trinkt, macht keinen Unterschied. Allerdings trinken Menschen, die durcheinander trinken, meist insgesamt mehr Alkohol.

Alkohol verdunstet beim Kochen komplett:

Der Siedepunkt von Alkohol (78,3 °C) liegt zwar unter dem von Wasser (100 °C). Nach 15 Minuten Kochen sind aber trotzdem noch immer 30 bis 40 Prozent Alkohol enthalten. Und auch nach zwei Stunden sind noch 4 bis 6 Prozent Alkohol intakt, während der Rest des Essens unter Umständen schon unappetitlich verkocht ist.

Alkohol tötet Gehirnzellen:

Alkohol tötet keine Zellen. Er behindert allerdings die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, die weniger Signale senden, mit den bekannten Effekten wie Lallen und Gehstörungen. Alkohol wirkt also wie ein Beruhigungsmittel auf den Körper. Wir können Informationen und Reize nicht mehr gut einordnen und treffen deshalb mitunter unkluge Entscheidungen. Außerdem erinnern wir uns hinterher schlechter.

Die Forscher fanden in einer Langzeitbeobachtung heraus, dass die Probanden, die über die Zeit hinweg regelmäßig relativ viel Alkohol getrunken hatten, häufiger an Demenz erkrankten.

Erstaunlicherweise zeigte sich jedoch, dass die Studienteilnehmer, die niemals Alkohol tranken, häufiger an Demenz erkrankten als die, die wenig tranken. Allerdings hat, wer gar keinen Alkohol trinkt, häufig einen besonderen Grund dafür. Und der stellt eventuell auch ein erhöhtes Demenzrisiko dar, wie z. B. bei trockenen Alkoholikern